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Projekt: Thyssen-Krupp Headquarter | Essen
Typ: Neubau
Zeitraum: 2006
Aufgaben: Entwurf, Konzeption, Präsentation, Layout, Images, Renderings
Büro: Gewers Kühn + Kühn

 

1. Leitidee des Quartiers

Das neue ThyssenKrupp Quartier ist Ausgangspunkt und Schwerpunkt des gesamten Entwicklungsgebiets im Westen Essens. Ein schlüssiges Gesamtkonzept aus verschiedenen Komponenten wird vorgeschlagen. Dem Städtebau und der Gestalt des ThyssenKrupp Quartiers kommt hier höchste Bedeutung zu.

Das Quartier versteht sich nicht als eigenständige Insel, sondern vielmehr als "Initiator" und "Generator", der wichtige Bewegungen auslöst, Verknüpfungen herstellt und über seine Grenzen hinweg weit ausstrahlt. Zentrale Idee ist ein großzügiger öffentlicher Park, der nicht nur die Mitte des neuen ThyssenKrupp Quartiers bildet, sondern auch wichtige landschaftliche und städtische Räume Essens verbindet. Für die Öffentlichkeit selbst wird eine nachhaltige Attraktion geschaffen.

Der organisch geschwungene Freiraum des Parks verbindet den wichtigen Stadtraum um die Altendorfer Strasse ganz natürlich mit dem neuen Park westlich des neuen Boulevards und wird wichtiges Gelenk und Bindeglied. Wie ein großes begrüntes Tal zieht sich der Park durch das neue Quartier, ohne den Funktionen eines großen Hauptverwaltungs-Campus zu widersprechen. Die umliegenden weiteren Quartiere fügen sich selbsterklärend hinzu und werden eigens über ihre Gebäudetypen differenziert. Ihre Körnung ist jeweils unterschiedlich, um eigene Quartiers-Identitäten zu stiften. Ein ökologisch sinnvoller Ansatz ist wichtige Grundlage des Entwurfs. Die Gebäude sollen weitgehend natürlich belüftet werden. Sonnenenergie, Regenwassernutzung und recycelfähige Bauweise sind selbstverständlich.

 

 

2. Städtebau

Der große freie Parkraum fließt durch eine klar gegliederte West-Ost-Struktur hindurch, die aus ruhigen liegenden Bauten besteht. Zwei markante Arkaden aus Stahl und Glas flankieren den Park an seinen gesamten Längsseiten und verbinden alle Gebäude des Campus miteinander. Unter dem Arkadendach im 2. OG sind verglaste "Catwalks" angeordnet, die alle Teile trocken verbinden. In Parkmitte befindet sich eine trockene Verbindung der zwei Hauptseiten auf minus 3 Meter. Die drei Solitärbauten werden ebenfalls über die Dacharkaden angebunden und integriert. Sie liegen auch in West-Ost-Richtung, während das Headquarter selbst in einem Hochhaus platziert ist, das frei in den Park komponiert ist und den ruhigen Festpunkt markiert. Es übernimmt im Campus die Rolle des Ankers und die wichtige Fernwirkung für das Quartier.

3. Freianlagen

Leitgedanke des Freiraumkonzeptes ist die Transformation der ursprünglichen Auenlandschaft des Ruhrgebietes in einen landschaftlich und künstlich überhöhten öffentlichen Parkbereich. Dieser Park bildet das grüne Rückgrat des neuen ThyssenKrupp Quartiers und verbindet die angrenzenden Freiflächen zu einem durchgängigen Grünsystem. Gleich der Urbanisierung und Kultivierung der ursprünglichen landschafts-prägenden Auenlandschaft im Ruhrgebiet nehmen auch die Inselgruppen des Parks spezifische Nutzungen (Kita) auf. So stehen neben der Poesie der neuen Parklandschaft die spezifische Nutzung und der eigenständige Repräsentationscharakter des ThyssenKrupp-Unternehmens im Vordergrund.

 

Im Kontrast zur landschaftlich überhöhten Formensprache des öffentlichen Parks stehen die linear geprägten und nicht öffentlichen Gartenhöfe. Durch ihre Pflanzenauswahl und strengen Formensprache erhalten sie ein eigenständiges Erscheinungsbild. Das anfallende Regenwasser wird in Mulden, die parallel zu den Gebäuden geführt werden, dezentral versickert. Eine sinnvolle Brauchwassernutzung ist ebenfalls vorgesehen.

4. Bausteine / Nutzungen / Erweiterung

Neben den drei Solitären (Multifunktionsgebäude, Kreuzgebäude und Headquarter) werden nur viergeschossige Gebäudestrukturen vorgesehen, die in 2 Typen die großen Bürofunktionen bedienen. Im östlichen Teil sind kürzere Bauten mit durchgehenden offenen Lichthöfen geplant - im westlichen Teilquartier sind es längere Bauten mit großen kugelförmigen Lichthöfen, die ebenfalls vielfältigste Bürotypen ermöglichen. Die SFG-Flächen befinden sich in den vier kurzen östlichen Bauten, die OPG- Bereiche liegen in den längeren Gebäuden im Westen. Die Abstände unter den Bauten sind großzügig gewählt.

Das Kreuzgebäude kann erhalten werden, es besteht jedoch problemlos die Möglichkeit, es später durch einen im Masterplan vorgesehenen Neubau zu ersetzen. Im westlichen Grundstücksbereich ist Platz für drei punktförmige Erweiterungsbauten und im Nordosten Platz für einen großen längeren Erweiterungsbau. Das Hotel ist bewusst nicht im Hauptareal angeordnet, sondern befindet sich nördlich gegenüber des Multifunktionsgebäudes. Die Kita ist Bestandteil der Landschaft und ist in einem höheren Hügel des Parks integriert.

 

5. Headquarter

Das neue Headquarter steht für den visionären Umgang mit Stahl im 3. Jahrtausend. Es steht frei im Park und schmiegt sich an die Bewegung der nördlichen Arkaden an. Ein zukunftsweisendes ökologisches Hochhaus wird ein stadträumlich wichtiges Zeichen und wird der Bedeutung des Konzerns gerechter, als ein eher defensiver Flachbau.

Zwei elegant geschwungene Scheiben bilden ein Spannungsfeld im Campus und ergänzen sich zum Hochhaus. Es steht in einer Wasserfläche, die sich räumlich mit der Arkade verbindet. Die Ausrichtung des Hauses weist auf den Eingang zum Park. Das ausgewogene Spiel zwischen liegenden und stehenden Bauten ist eine wichtige künstlerische Aussage von Städtebau und Architektur, in dem das Hochhaus die wirksame Vertikale bildet. Seine Höhe beträgt etwa 100 Meter. (Der Technik sind davon die letzten 20 m vorbehalten.)

Das Headquarter erhält eine zukunftsweisende Zweifachfassade, deren Hauptelemente kreisrunde Glasscheiben in der Außenhülle bilden. Die Zwischenräume dienen der kontrollierten Luftzufuhr des möglichst natürlich belüfteten Gebäudes. Die futuristischen Glasaufzüge stehen frei im Atrium und sorgen für spektakuläre Ausblicke über das ganze Ruhrgebiet. Die Konstruktion des Hochhauses ist in Stahl ausgeführt und wird im Bereich des Fassadenzwischenraums sichtbar gemacht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                     
Renderings   Lageplan Grünflächen Erschließung alle Bauabschnitte Tiefgarage Erdgeschoß Regelgeschoß Konferenzgeschoß Systemschnitt                    

 

Bilder: © Gewers Kühn + Kühn