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Projekt: Admiralspalast - Berlin, Friedrichstr. 101
Typ: Umbau | Sanierung
Zeitraum: 2005 - 2006
Aufgaben: Bauüberwachung, Abstimmung mit ausführenden Firmen, Bemusterung, Detailplanung, Ausführungsplanung, Bauantrag, Entwurf, Präsentationen, Images, Renderings
Büro: Gewers Kühn + Kühn

 

Die Aufgabe:

Der Admiralspalast, kulturell und politisch einer der bedeutendsten und gewichtigsten Orte Berlins, wurde sensibel und respektvoll zu einer hochmodernen Spielstätte und kulturellem "Leuchtturm" umgebaut. Es galt, soviel wie möglich zu erhalten und dem Alten dennoch selbstbewusst mit Neuem und Zeitgenössischem zu begegnen. Das Konzept sieht keine Mono-Nutzung, sondern vielfältigste Bespielmöglichkeiten an unterschiedlichen Orten vor. "Hauptrolle" spielt der multifunktionale "Große Saal" mit 1.700 Plätzen über 3 Rängen. Wieder eingebaut wird das ehemalige Admiralsbad im 4. OG und das Grand-Café an der Friedrichstrasse mit Außenbestuhlung im Hof. Als neue Nutzungen im Ensemble kommen hinzu die "Studiobühne" im 4.OG, der "Club" im UG unter dem Hof und dem Vorderhaus, sowie ein kleiner Veranstaltungsbereich im 3.OG, das "Foyer 101". Das Gesamtvorhaben Admiralspalast ist dennoch viel mehr als die Summe seiner Teilprojekte. Der Admiralspalast ist als architektonisches Gesamtkunstwerk zu verstehen, das vor 100 Jahren begonnen, ständig erweitert und immer wieder umgebaut wurde. Wie jede Epoche im Haus ihre Spuren hinterließ, so auch dieser Umbau, dessen Grundhaltung ein hoher Respekt gegenüber dem geschichtsträchtigem Altbau war. Es wurde bewusst keine Hochglanzsanierung durchgeführt, sondern ein vorsichtiger und sensibler Umbau, der auch Patina und alte Gebrauchsspuren erhalten hat. Die neuen Eingriffe gingen zunächst auf funktionale Notwendigkeiten zurück. Hier galt es, das Neue klar auszusprechen und unvermischt neben das Alte zu stellen.

 

 

Saal, Umgänge, Treppenfoyer:

Zum erstenmal seit 100 Jahren werden im Haus alle 3 Ränge untereinander verbunden. Eine neue monolithische Treppenskulptur wurde frei in das Foyerhaus eingestellt. Dieser wichtigste Eingriff im Vorderhaus war funktional unerlässlich, da bislang die Ränge nur einzeln über kleine, verschachtelte Aufgänge erreichbar waren. Die silberne Betonskulptur ist gleichzeitig Bewegung und selbst Bühne im Raum - Besucher und neuer Aufgang werden mittels einer voll verspiegelten Foyerrückwand selbst inszeniert. Ebenso erhielten die Umgänge eine neue Gestaltung. Leitmotiv war hier der "Große Saal" als Klangkörper, als Musikinstrument, dessen Rückwand zum Umgang hin die gleiche Holzver-kleidung erhielt wie die Rückseite einer Violine oder eines Cello - nämlich aus Riegelahorn. Die gegenüberliegenden geschwungenen Wände des Umgangs beantworten das Thema Instrument mit einer feinen graphischen Fassung, die an Saiten oder Tonsequenzen erinnert. Diese Gestaltung stammt von dem Künstler Les Schließer, der auch andere Maßnahmen im Haus begleitet hat. Der große Saal selbst wurde in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wiederhergestellt. Wichtigster technischer Eingriff waren hier die verschiebbaren Sitzreihen und gestalterisch der Teilrückbau der ehemaligen "Führerloge" von 1941. Der Raum mit seinen elegant geschwung-enen Brüstungen ist jetzt wieder ganz erfahrbar.

 

Studiobühne:

Im 4. OG befindet sich demnächst die neue Studiobühne - ein mittelgroßer Theater- und Aufführungssaal für ca. 500 Zuschauer. Seine Sitztribüne ist hochfahrbar und verändert den Raum binnen weniger Minuten zum freien Saal. Die vorhandene alte Stahlkonstruktion wird mitverwendet und bestimmt die Raumästhetik, die selbst skulptural gefaltet werden soll - gleichsam eine Hommage an die Ästhetik des Expressionismus der 20er Jahre in Berlin. Die Zeit, als der Admiralspalast seine erste Hochblüte erlebte.

Das Grand-Café:

Ein neues Grand-Café gehobener Kategorie wird kurzfristig an alter Stelle wiedereröffnen. Es bietet auf 270 m² Platz für über 170 Gäste, erhält eine Außenbestuhlung im Admiralshof und wird als Café und Restaurant betrieben. Der 4 Meter hohe Raum erhält eine zeitlose großzügige Atmosphäre, seine Materialien orientieren sich an klassischen Grand-Cafés.

Foyer 101:

Das 3. OG wird in den Umrissen des Vorderhauses und der Umgänge zu einem kleineren, ungewöhnlichen Veranstaltungsort ausgebaut, dem "Foyer 101". Hier ist Platz für ca.100-125 Personen, eine Bühne und einen angelagerten Bar- und Pausenbereich. Es können kleine Konzerte, Lesungen - quasi jegliche Art von Veranstaltungen - durchgeführt werden und dies unabhängig von dem Betrieb der beiden Theater.

 

Admiralsbad:

Das ehemalige Admiralsbad, damals noch eingeteilt in Damenbad und Herrenbad, wird in alter Situation neu erstehen. Im 4.OG befand sich von Beginn an das alte Bad, das sein Wasser aus der heute noch auf dem Grundstück existierenden Solequelle bezog. Es wird unter Verwendung alter und noch vorhandener Räume als neues Bad in traditionsreicher Atmosphäre eingebaut. Ebenso werden die noch existierenden Majolikafliesen und -bauteile in die Konzeption miteinbezogen. Das Bad ist über einen eigenen Aufzug direkt vom Admiralshof aus erreichbar.

Club:

Über eine sanft geschwungene, inszenierte Stahltreppe gelangt man direkt über den Hof in den Club. Er liegt im UG unter dem Hof und dem Vorderhaus. Die großzügige Öffnung im Admirals-hof schafft einen geräumigen Zugang und bietet tagsüber natürliche Belichtung. Auf über 800 m² entsteht hier ein neues Schwergewicht in der Berliner Nachtszene. Im spektakulären Innenraumdesign ist unter anderem auch eine VIP- Lounge vorgesehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Treppenfoyer             Theatersaal Umgang EG Umgang 1.OG   Studiobühne     Foyer 101   Gesamtkomplex - Axonometrie EG 4.OG Schnitt

 

Fotos: © Gewers Kühn + Kühn