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Kulturzentrum Barcelona

 

 

 

In Canet de Mar, einem kleinen Vorort von Barcelona, sollte ein Kulturzentrum eingerichtet werden. Als Bauplatz wurde das Grundstück auf dem sich das ehemalige Odeon-Theater befindet ausgewählt. Auf dem Gelände liegt ebenfalls der Spielplatz der benachbarten Volkschule, der auch als kleiner Park genützt wird. Den größten prägenden Einfluß auf das Grundstück hat aber die Kirche, die ohne Abstand direkt mit dem Chor angrenzt. Das Odeon-Theater selber wurde aufgelöst und steht schon seit längerer Zeit leer. Es bestand die Möglichkeit das Gebäude abzureißen, da die inneren Raumstrukturen keine andere sinnvolle Nutzung zuließen. Dies sollte aber auf Grund von einigen ausdrucksvollen und schützenswerten Elementen überdacht werden, da das Haus ja auch einen großen symbolischen, identischen und städtebaulichen Wert für den Ort hat.

 

 

Die Biblio- bzw. Mediathek ist ein einfacher mit zwei Kernen versehener Körper, der nach außen verglast ist. Die Kerne sind mit buntem Glas gedeckt, um atmosphärische Schauräume zu gestalten. Der Eingang in das Kulturzentrum erfolgt durch ein eingeschoßiges, verglastes, stahlbeton-gedecktes Foyer. Dahinter der Innenhof, rechts das Museum und links die Veranstaltungsräume.

Im alten Theaterbau befindet sich im Erdgeschoß die temporäre Ausstellungsfläche. Der Bodenbelag vom Platz wird auch in den Innenraum mit übernommen, ebenso wie eine Stufe die durchläuft. Die Mauerbögen sind verglast, so das der Platz durch das Gebäude durch bis in den Hinterhof und wieder zurück fließt. Der Hinterhof ist auch als Ort für Freiluft-Veranstaltungen und Ausstellungen gedacht. Im Obergeschoß befindet sich der Mehrzwecksaal, der für Konferenzen, temporäre Ausstellungen oder provisorisches Theater und Kino gedacht und ausgestattet ist. Dies ist ein, durch seine großen Fensterflächen, sehr heller Raum, der jedoch jderzeit abgedunkelt werden kann. Die Erschließung dieser Etage erfolgt über den Museumsneubau mittels eines Glaskorridores, der die zwei Gebäude wie eine Brücke verbindet. Das Museum hat, wenn man es im Erdgeschoß vom Foyer her betritt, gleich den ersten ein-, zwei- bzw. dreigeschoßigen Raum der permanenten Ausstellung. Der Raum wird von einer riesigen Fensterfläche zur Straße hin geschlossen. Rechts davon liegen die Garderobe und die Toiletten, links befinden sich der Erschließungstrakt, die Verwaltung und das Museumslager.

 

 

Auch dieser Raum wird mittels eines Dachauslaßes natürlich von oben belichtet. Über eine Brücke erreicht man den letzten Raum der Ausstellung, der auch als hoher Aussichtspunkt nach Ost und West angesehen werden kann. Von der einen Seite der Brücke sieht man in den Luftraum des Erdgeschoßes, der durch das Dachfenster durchzudringen scheint, auf der anderen Seite in den ersten Stock. Alle Neubauten sind schlicht in Sichtbeton ausgeführt um sich gegenüber der beherrschenden Kirche und dem symbolhaften Theater zurückzuhalten und durch Funktionalität zu überzeugen.

Das Kulturzentrum ist so angelegt, dass unterschiedliche Nutzungen in verschiedenen Bauten beherbergt sind. Von dem bestehenden Odeon-Theater bleibt nur das erhaltenswerte Haupthaus und wird lediglich von den Innenräumen her ausgehöhlt. Der Bau wird umgenutzt, im Erdgeschoß sind Ausstellungsflächen und das Obergeschoß erhält einen Mehrzwecksaal. Durch das Abreißen des restlichen Gebäudes, mit Ausnahme der nördlichen Naturstein-Fassade, entsteht genügend Platz an der Ostseite für einen Neubau, der Museum und weitere Ausstellungsflächen beinhaltet. Westlich des Kulturzentrums, auf dem Platz, entsteht ein länglicher, eingeschoßiger Pavillon mit einem Café und einer Werkstatt für Workshops. Südlich, direkt an den Chor der Kirche angebaut, entsteht die Media- und Bibliothek. Städtebaulich ist die Anlage so gedacht, dass der Nord-Süd-Durchgang westlich über den Platz, so wie er jetzt auch von den Bewohnern genutzt wird, erhalten bleibt. Durch den Anreiz der kulturellen Aktivitäten und des künstlerischen Lebens das entstehen soll, und der zusätzlichen Situierung des Café auf dem Platz, soll die Passantenfrequenz noch erhöht werden.

Man betritt den Platz von Norden, oder von Süden wie von Osten her über ein paar Stufen und befindet sich schon auf Kulturboden. Hier sollen auch Kunst ausgestellt, Straßentheater aufgeführt oder Workshops veranstaltet werden. Der Belag wechselt im Raster von Betonplatten über Kirschholz-Bretter zu Rasen um den Platz zu beleben. Die Terrasse um das Café ist ebenfalls mit dem Holzbelag versehen und bietet zusätzlich ein kleines Wasserbecken. Als Sonnenschutz wirken die auskragende Pavillon-Decke, sowie eine Holzrost-Überdachung. Der Pavillon beinhaltet auch die Werkstatt für die Workshops und die Möglichkeit sich zu einem kleinen Hinterhof neben dem Bassin zu öffnen.
Begibt man sich per Treppe oder Lift in den ersten Stock befindet man sich auf der zweiten Ausstellungsebene, von der man durch den Korridor den Mehrzwecksaal erreichen kann. Diese wird durch einen Deckenauslaß des oberen Geschoßes belichtet. Durch einen zweiten dunklen Gang, vorbei an dem Deckenauslaß für das Erdgeschoß, gelangt man in einen Raum der plötzlich durch ein großes Südfenster erhellt wird, der ebenfalls zu Ausstellungszwecken dient. Bewegt man sich in das zweite Obergeschoß, gelangt man auf die letzte Austellungsebene. Der erste Raum endet mit dem Geländer des Deckenauslaßes, wodurch man in den ersten Stock sehen kann.
Die Einwohner sollen animiert werden auf den Platz zu kommen und dort zu verweilen, statt wie bisher ihn nur als Verbindung zum Ortszentrum zu sehen. Aus diesem Grund ist der Pavillon länglich, führt den Besucher auf den Platz, verbarrikadiert ihm nicht den Weg, sondern lenkt sein Auge um die Ecke auf das Kulturzentrum. Die Ankunft von Süden her über die östlich gelegene Straße hat einen ganz anderen Charakter. Der Weg an der Kirche vorbei gleicht eher einer Abfolge von mehreren kleinen Plätzen. Daher erzeugen auch der Museums- und der Bibliotheksneubau vor dem Eingang neue Ecken und Kanten um diese Form weiterzuführen.